Gedanken um sie.
Ich fühl mich wieder so unverstanden von ihr. Ich weiß, dass sie ein sehr ausgelastetes Leben hat, dass nicht alles glatt läuft. Ich weiß, dass ihr oft die Zeit für sich selbst fehlt. Und ich weiß auch, dass sie am liebsten so viele Dinge unternehmen wollen würde, ihr die Zeit dann aber doch einen Strich durch die Rechnung macht. Und dann komme ich und verlange auch noch, dass sie mir ihre wertvolle Zeit widmet. Und da stecke ich im Zwiespalt. Einerseits versuche ich so wenig wie möglich sie zu belasten, versuche sie nicht zu nerven, sie nicht aufzuhalten, abzuhalten von ihrem Leben. Andererseits kann ich nicht nachvollziehen, wieso keine Zeit für mich da ist, wieso sie sich nicht doch fünf Minuten Zeit nimmt. Manchmal fühle ich mich, als wäre ich Arbeit für sie, die erledigt werden muss. Ein kleiner Wortwechsel nach ein paar Tagen, danach ist wieder Ruhe, bis der nächste kurze Wortwechsel von Nöten ist. Man darf keinen falschen Eindruck bekommen. Ich hab sie lieb und bin ihr dankbar für alles was sie tut und für mich getan hat. Aber manchmal... manchmal kommt sie mir so fremd vor, so erhaben, als müsste sie sich mit sowas unwichtigem wie mir nicht abgeben. Ich kann nicht sagen, woher das Gefühl kommt. Dann fühl ich mich in meinem Selbstwertgefühl so unterdrückt. Dabei ist das völliger Unsinn. Doch ist sie die Einzige, die es schafft, mich so zu untergraben. Sie sagt immer, dass sie keinem hinterher rennt. Die Einstellung finde ich in Ordnung, allerdings wünsche ich mir manchmal eben doch, sie würde von allein erkennen, dass ich sie brauche. Ich bin kein Mensch, der zu einem Anderen hingeht und sagt, dass ich ihn brauche, dass er mich aufmuntern soll, dass er sich um mich sorgen soll. Wie egozentrisch wäre das? Ich bekomme immer mehr das Gefühl, wir würden nur reden, wenns Probleme gibt, wenn irgendwas ernstes vorgefallen ist. Doch brauche ich einfach mehr, ich will mit ihr lachen und Unsinn reden. Das mag dumm klingen, aber ich vermisse es. Früher war das alles anders. Seit letztem Jahr hat sich so vieles verändert. Sie ist stärker geworden, mutiger, erwachsen. Ich weiß nicht, warum wir uns die letzten Monate permenant in Meinungsverschiedenheiten verrennen. Sie ist die Person, die mich wohl am besten kennt, der Mensch, dem ich mich restlos ausliefere, sie ist meine beste Freundin. Vielleicht erwarte ich einfach zu viel. Vielleicht will ich einfach mehr, als sie will. Vielleicht erwarte ich ganz allgemein von wahren Freunden etwas, was mir niemand geben will oder kann. Ich weiß es nicht und vielleicht werde ich es auch nie rausfinden.
Odue - 2006/10/18 22:29